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Biber’s Mysterien erklangen an drei Konzerten in der Klosterkirche Wettingen

Obgleich Heinrich Ignaz Franz Biber zu den herausragenden Violinisten des 17. Jahrhunderts zählt und seine Skordatura-Sonaten den Höhepunkt dieses Genres markieren, liegt die Pflege seines Werkes in den Händen weniger Spezialisten.

Im Rahmen der Wettinger Sommerkonzerte präsentierte Renate Steinmann, Violine, zusammen mit Markus Bernhard, G-Violone, Jermaine Spross, Cembalo und Orgel und Vinicius Perez, Laute, welche die wunderbar harmonierende Continuumgruppe bildeten, diese ganz besondere barocke Kostbarkeit. Verteilt auf drei Konzerte in zwei Tagen erklangen in der Klosterkirche Wettingen die fünf freudenreichen, die fünf schmerzensreichen und schliesslich die fünf glorreichen Mysteriensonaten. Um die Besonderheiten der unterschiedlichen Mysterien deutlich zu machen, verwendete Biber die sogenannte Skordatur, bei der die gezielte Umstimmung der Saiten einen fast schon «schizophrenen» Interpreten erfordert, der die Diskrepanz zwischen Notenbild und Grifftechnik einerseits sowie dem abweichenden akustischen Resultat andererseits zu verarbeiten vermag. Den wenigen, aber sehr interessierten Zuhörern blieb ein solcher Spagat erspart. Sie durften sich uneingeschränkt an den aussergewöhnlichen Klangfarben der immer wieder variierten Skordaturen erfreuen und kamen darüber hinaus erst noch in den Genuss der kompetenten Kommentare von SRF2-Kulturredaktorin Corinne Holtz. Die Instrumentalisten, allen voran Renate Steinmann, wussten mit ihrer ausgezeichneten und spieltechnisch souveränen Interpretation die Inhalte dieser Musik verständlich zu machen, ohne jemals in einen vordergründig-programmatischen Gestus zu verfallen.

Das musikalische Nachzeichnen von Programmen oder Bildern sei auch, so Holtz bei ihren Ausführungen zu den letzten fünf Mysterien am Freitagabend, überhaupt nie das Ziel eines barocken Komponisten. Vielmehr geht es bei dieser Musik um das Vermitteln von Affekten. Bei den glorreichen Mysterien - der Auferstehung sowie der Himmelfahrt Jesu, der Sendung des Heiligen Geistes, Mariae Himmelfahrt und ihrer Krönung im Himmel - sind diese vor allem fröhlich und leichtfüssig, manchmal sogar bodenständig tänzerisch angehaucht.

Zum Schluss faszinierte die an den Zyklus angefügte Passacaglia g-Moll mit meditativen Ostinato-Schritten, die ein gambenähnliches, vibratofreies Fundament für die variierende Oberstimme bildeten. Die Zuhörerinnen und Zuhörer veranlasste dies zu höchst verdienten stehenden Ovationen.

Das Konzert wird begleitet von einer Ausstellung, welche durch die Freifachklasse Religion der Kantonsschule Wettingen (Christine Stuber) konzipiert worden und im Kreuzgang ausgestellt ist.

 

 
Kantonsschule Wettingen
Klosterstrasse 11
5430 Wettingen
T +41 56 437 24 00
kanti-wettingen@ag.ch
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