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Schon wieder eine Halbinsel besetzt!

Am frühen Montag Morgen haben maskierte Individuen die gesamte Schulanlage unter ihre Kontrolle gebracht. Mit Kuchen und Gesang ist es ihnen gelungen, das Vertrauen der nichts ahnenden Lehrpersonen zu gewinnen. Erst später bekannten die Eindringlinge klar Farbe und ihre uniformierten VertreterInnen – in der Nähe der Hängebrücke hatten inzwischen Passanten ein Süsswasser-U-Boot gesichtet - verlangten mehr Autonomie für die „Arche Noah“ getaufte Studentenkommune. Die Antwort auf das Ultimatum blieb bis am Montagabend aus.

Nach Protesten des Denkmalschutzes wurde am Dienstag die Tarnung ortskonform angepasst und die ökumenischen (H)orden besetzten schon in den frühen Morgenstunden die Cafeteria. Ein Mitglied der Schulleitung versuchte vergeblich zu verhandeln (angesichts der spirituell geladenen Stimmung soll er dabei selber Erleuchtung erlangt haben: „Und so was passiert mir kurz vor der Pensionierung!“).

Nach dem anfänglichen Schock fing sich die Lehrerschaft am Mittwoch wieder und ging sogar in die Gegenoffensive über, indem sie die Forderungen der inzwischen als Märchengestalten verkleideten Rebellen dezidiert ignorierte und diese sogar erbarmungslos zum Unterrichtsbesuch zwang. Selbst das Lösen von schwierigsten Mathematikaufgaben vermochte jedoch nicht die ungeladenen Gäste zu verjagen.

Die Spannung stieg, die Nerven lagen blank. Am Donnerstag zeigten sich auch erste Risse in der bisher homogenen Front der Unruhestifterinnen und -stifter: während die einen auch weiterhin auf zivilisierte Umgangsformen setzten, forderte der radikale Flügel ungestüm die sofortige Ausrufung der Unabhängigkeit der Klosterhalbinsel, inkl. der Lägere-Brauerei, und die Entsendung (per Flaschenpost) einer Botschaft an den Grossfürsten Vladimir III.* In dieser schwierigen Lage zeigte die Schulleitung einerseits Härte (sie drohte mit Klassenkontoauflösungen, sollten die für die nächsten Wochen anberaumten Maturaprüfungen nicht ordnungsgemäss stattfinden können), anderseits schlug sie vor, einen ovalen Tisch einzuberufen, um einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden. An der schon etwas müde wirkenden Generalversammlung wurde dieses Angebot einstimmig angenommen (bei einer Gegenstimme).

Der erlösende Kompromiss wurde anschliessend bis in die späten Stunden gefeiert und am Freitagvormittag durch gemeinsame Tanz- bzw. Reitrituale besiegelt. Als Friedensschmaus wurden Mohrenköpfe verzehrt. Erste Ergebnisse des ovalen Tisches werden frühestens im Mai 2015 erwartet. Bis dahin gilt also der Status quo: Stella Maris bleibt zur offensichtlichen Freude aller Beteiligten vorerst Stella Maris.

* Man wird wohl verstehen, dass der Autor dieses Textes hier Vladimir Putin nicht direkt nennen will, da er in seiner Funktion als Russischlehrer – ja, in Wettingen kann man auch Russisch lernen – sich die Möglichkeit wieder einmal nach St. Petersburg einreisen zu dürfen nicht verspielen möchte.

 

 
Kantonsschule Wettingen
Klosterstrasse 11
5430 Wettingen
T +41 56 437 24 00
kanti-wettingen@ag.ch
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