Alles eilt - Philosophieprojekt mit Seniorengruppe

Anfangs Mai 2014 hat sich das Ergänzungsfach Philosophie mit einer Gruppe von Seniorinnen und Senioren getroffen, die regelmässig über philosophische Themen nachdenken. Im Mittelpunkt stand dabei das Thema Zeit, auf das sich alle Teilnehmenden mit der Lektüre eines Textes vorbereitet hatten.

Philosophieren ist für die meisten Teilnehmenden eine Auseinandersetzung mit Mitmenschen und Umwelt. Im Vordergrund steht dabei die Lust an der Auseinandersetzung mit anderen Positionen und Perspektiven – »ich mag es, mich verwirren zu lassen«, formulierte es eine Schülerin. Gleichzeitig gibt Philosophie auch Halt im Alltag. Für viele Seniorinnen und Senioren steht diese Absicht im Vordergrund: Sorgen mitteilen und diskutieren zu können.

Philosophie als Reflexion war denn auch Gegenstand der kurzen Präsentation, bevor dann in Gruppen der Han-Text diskutiert wurde. In der Auseinandersetzung mit der Zeit kamen viele Alltagsbeispiele zur Sprache. Einig waren sich alle, dass sinnvolle Arbeit, bei der Prozesse von Menschen mit Bedeutung gefüllt werden, ganz wichtig für das Wohlergehen sind. Zeit weist wohl gleichzeitig einen additiven und einen narrativen Aspekt auf. Je nach Handlung oder Orientierung fällt der eine oder andere stärker auf: Wer auf die Uhr schaut, fokussiert auf die additive Zeit, wer ein Gespräch führt, auf die narrative.

Ein wichtiges Beispiel war der Besuch: Er will – gerade auch im Alter – gut geplant sein, sinnvoll kann auch ein festgelegtes Ende einer Besuchszeit sein, ist aber geschenkte Zeit, die selten als Verlust erlebt wird, wenn alle am Besucht Beteiligten an der Interaktion gelegen ist, und sie nicht einseitig von der gemeinsamen Zeit profitieren wollten. Von Zeit profitieren zu wollen, so eines der Fazite, scheint denn auch eine Krankheit der Jugend zu sein. Ältere Menschen möchten sich gerne einmal langweilen, sind aber oft so beschäftigt, dass sie zu viel in ihre Zeit reinpacken, ohne zu bemerken, was wichtig ist und was nicht.