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Besuch der Partnerschule "Landesschule Pforte"

Anlässlich der 2017 beginnenden Reformationsjubiläen in Deutschland und der Schweiz hatten vier Mitglieder des SO-Vorstands mit Herrn Dr. Wiedemeier die ausserordentliche Gelegenheit, das in Sachsen-Anhalt gelegene Internatsgymnasium Schulpforta zu besuchen.

Wir wurden bei der Ankunft am Mittwochnachmittag vom Rector Portensis, Herrn Thomas Schödel, und einigen Lehrpersonen und Schülern herzlich begrüsst, und konnten gleich einen Teil des malerischen Geländes sehen. Historische Bauten, wie die der im XV. Jahrhundert eröffneten Fürstenschule oder das alte Mühlehaus werden heute als Schul- und Wohnräume genutzt. Beim ersten Gang durch das Hauptgebäude erblickten wir durch den Kreuzgang den Innenhof und wurden sofort von der Seele des Ortes berührt. Nach dem Rundgang durch die Infirmeriekapelle und die im romanischen bis gotischen Zeitalter errichtete und ausgestaltete Kirche assen wir mit den rund 300 Schülerinnen und Schülern im Speisesaal zu Abend. Durch glücklichen Zufall war an jenem Abend das Konzertdebüt der Musikschüler der neunten Klasse, die seit dem Sommer an der Schule sind. Wir genossen eine kurzweilige Theater-/Musikvorstellung. Danach gingen wir ins Internat und setzten uns bei Pizza mit unseren Begleitern, bei denen wir übernachten würden, und anderen Mitschülerinnen und Mitschülern zusammen. Dies war wohl für die Bewohner des Internats ein normaler Abend, für uns war es eine neue Erfahrung. So sind wir am ersten Abend in den Kosmos von Schulpforta eingetaucht, und wir würden ihn auch am zweiten Tag nicht verlassen. Der Donnerstag war der einzige ganze Tag, an dem wir einerseits mehr vom Schul- und Internatsleben, andererseits mit dem nahegelegenen Städtchen Naumburg einen Einblick in die Geschichte Mitteldeutschlands bekamen.

Der Tag eines Portensiers beginnt um ca. 6 Uhr, ab 6.30 Uhr gibt es Frühstück im Speisesaal und um 7.30 beginnen die ersten Lektionen. Wir durften uns in die Klassenzimmer setzen und den Unterricht mitverfolgen. Ausserdem fand eine Sitzung statt, bei der unsere Delegation mit Portensier Schülern, Lehrern und dem Rektor Projekte erarbeitete, die dank einer Partnerschaft angegangen werden könnten. Dabei liess man den Schülerinnen und Schülern beider Schulen den Vortritt und uns kamen immer mehr Ideen.

Da beide Schulen in einem Zisterzienserkloster beheimatet sind, ist es naheliegend, dass man viel erfahren könnte, indem man die Geschichte der Klöster vergleicht, über die Reformation in beiden Ländern spricht und sich damit auseinandersetzt, was die Vergangenheit für unsere Gegenwart bedeutet. Wertvoll wäre sicherlich ein Schüleraustausch, bei dem Schülerinnen und Schüler beider Schulen Bildungsreisen unternehmen und gemeinsam natur-, kunst- und gesellschaftswissenschaftliche Projekte entwickeln können. Sowohl an der Schulpforta, als auch an der Kanti Wettingen nimmt die Musik einen hohen Stellenwert ein, daher wären gemeinsame Konzerte eine Möglichkeit für einen kulturellen und sozialen Austausch. Auch andere geschichtliche Themen zu bearbeiten oder Sprachaustausche mit den französisch und italienisch sprechenden Regionen der Schweiz zu organisieren waren weitere Ideen. Die Lagen der Schulen - die KSWE nahe an Zürich, aber auch inmitten der vielfältigen Schweiz und Schulpforta zwischen geschichtsträchtigen Orten, wie Leipzig und Weimar - geben unzählige Möglichkeiten für Kulturreisen. Auch ein Lehreraustausch kam zur Sprache. Konkret wurden zwei Termine ins Auge gefasst: Die Schulpforta lädt zu ihrem Schulfest im Frühjahr ein, und die KSWE wird ein Projekt erarbeiten, das in der Variowoche 2015 realisiert werden soll. Herr Wiedemeier übergab dem Rector Portensis eine Uhr - dieselbe, die er in seinem Büro hat - als Zeichen, dass in den Partnerschulen ab jetzt die Zeit gleich fliessen soll.

Am Nachmittag besichtigten wir den spätromanisch-gotischen Naumburger Dom St. Peter und Paul mit Meisterwerken des Naumburgischen Meisters und einer Zeitausstellung moderner Glasfensterkunst. Am Abend fand eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung unter dem Titel Porta semper reformanda (Pforta, die immer zu Erneuernde) statt. Es wurden äussert interessante Vorträge gehalten: die Gründungslegende (mit Erwähnung der Wettinger Gründungslegende) und Entwicklung des Klosters Santae Mariae ad portam, über die reformatorischen Schulgründung im XVI. Jahrhundert und über neuhumanistische Bildungsreformen nach der Übernahme der Herrschaft durch Preussen mit den Bildungsprinzipien Wilhelm von Humboldts und Gottfried Herrmanns gehalten. Im Anschluss gab es eine Podiumsdiskussion zur Frage, wie die Bildung der Zukunft aussehen könnte. Dort wurden Vorbilder von Persönlichkeiten der Vergangenheit, die Tendenzen in der Schweiz (durch Herrn Dr. Wiedemeier vertreten) sowie Gedanken der Schüler eingebracht. Die Diskussion wurde bis in die späte Nacht unter allen Teilnehmern und Zuhörern fortgesetzt und brachte viele Denkanstösse – auch was unsere Schule angeht.

Am nächsten Morgen mussten wir leider schon aufbrechen. Die vielversprechende Partnerschaft wurde jedoch schon in dieser kurzen Zeit in Gang gesetzt. Der Einblick in eine Schule mit auf den ersten Blick vielen Gemeinsamkeiten und sich während des Aufenthaltes auch herauskristallisierenden Differenzen gab viele Impulse, wie man mit einer Zusammenarbeit wachsen kann, massenhaft Ideen für die nahe und Träume für die fernere Zukunft. 

 
Kantonsschule Wettingen
Klosterstrasse 11
5430 Wettingen
T +41 56 437 24 00
kanti-wettingen@ag.ch
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